Selbst_Verstehen

wofür steht w_orten & meer?

die grundlage aller publikationen ist eine kritische reflexion von struktureller gewalt. dazu gehören zentral und miteinander verwoben alle formen von genderbezogener gewalt, alle formen von rassismus, klassismus und diskriminierungen durch beHindert werden.
zu genderbezogener gewalt gehört gewalt, die männlichkeit als allgemeinmenschlichkeit herstellt, binäre genderlogiken als gegeben hinnimmt, heteronormativität nicht hinterfragt, reproduktionsvorstellungen an zweigenderung koppelt, cis-normen re_produziert und gender als unhintergehbar versteht. die vorstellungen zu genderbezogener gewalt sind damit umfangreich und komplex. die veröffentlichungen des verlags machen dies immer wieder neu inhaltlich und in den sprachformen zum thema.
zu rassismus gehören alle formen von gewalt, die menschen und menschengruppen rassifizieren und auf diese weise diskriminieren. dazu gehören im moment insbesondere kolonialrassismen, antisemitismen, antimuslimische rassismen, rassismen gegen sinti*zze und rom*nja und migrationsrassismen.

die herausgaben des verlags sind positioniert. das heißt, sie reflektieren diese dimensionen und versuchen, neue empowernde ansätze für personen, die gegen diese diskriminierungen leben_handeln wollen, zu formulieren und bestehende ansätze bekannt zu machen.
die vom verlag publizierten texte sind politisch ver_ortet und helfen dabei für politisch arbeitende personen zugänglich zu sein. dies bedeutet auch mit neuen genres zu arbeiten und alte vorstellungen davon, was ein sachbuch, ein ratgebendes buch und ein literarisches buch sei, neu zu hinterfragen.
das konzept und die inhaltliche ausrichtung des verlags werden fortlaufend reflektiert. der verlag hat als community‐projekt begonnen. er ist im ständigen prozess der reflexion dazu, was sinn macht, politisch sinnvoll ist und empowernd wirkt und ist mit und durch die buchprojekte und die personen, die an und mit verlagsprojekten arbeiten, kontinuierlich in neuen gesprächen.

wie ist die arbeit konkret organisiert?

der verlag ist 2013 gegründet worden mit einer großzügigen finanziellen schenkung. daraus konnten in den letzten jahren bezahlte stellen geschaffen werden, die in der ersten phase den verlag maßgeblich geformt haben und in der zweiten phase seit 2017 versucht haben eine öffentlichkeitsarbeit herzustellen, die dem verlag genügend bekanntschaft schafft, so dass die wunderbaren und wichtigen bücher bekannt gemacht und verkauft werden. es war und ist anliegen des verlags, alle arbeiten möglichst zu bezahlen und dies fair zu machen. dies bedeutet nicht nur, dass die personen, die beim verlag gearbeitet haben, gut bezahlt waren, sondern auch, dass der verlag übersetzungen bezahlt, positionierte lektorate von anderen und mit fair arbeitenden druckereien etc. zusammenarbeitet. das kostet natürlich alles viel geld – mehr geld, als der verlag durch buchverkäufe im moment einnimmt. die meisten bücher von w_orten & meer sind im moment in der produktion so teuer, dass sie gar kein plus machen können.
die kosten für die vergangenen bücher hat sich bis 2018 zusammengesetzt aus: den personalkosten (pro buch durchschnittlich 3 monate lohn von 3 personen), honorar an die auto*rinnen, honorar für grafik und satz (pro buch ca. 3000 euro), umschlaggestaltung, druck der bücher (das kann von 4500 euro aufwärts kosten – nach größe, spezialeffekten, farben und seitenzahl sowie auflagenstärke), werbung (grafik, gestaltung und druck), versendung, rechte für übersetzungen (z.b. bei dem audre-lorde-band und goodbye gender), übersetzungen (werden nach seite und norm bezahlt), rechte für zitate und quellen, kosten für den buchgroßhandel.
nur, wenn die bücher viel wahrgenommen werden, mehrere auflagen haben können, gibt es die chance, dass sie sich auf dauer selbst tragen können. Sie sind alle politisch so wichtig und einzigartig, dass der verlag darauf hofft, dass sich die arbeit irgendwann so selbst finanziert, dass mit einem plus neue bücher gemacht werden können, neue projekte unterstützt werden können. so die idee…
das startkapital ist bis herbst 2018 aufgebraucht worden, so dass die gesamte verlagsarbeit seit september 2018 wieder auf der unbezahlten arbeit der gründenden person basiert.

wie versteht w_orten & meer diskriminierungskritisches handeln?

diskriminierungskritisches handeln heißt, sich immer wieder und immer wieder neu zu reflektieren, zu lernen aus situationen, die diskriminierend sind, zuzuhören, kritik anzunehmen und produktiv umzusetzen. diskriminierungskritisches handeln ist so komplex und vielschichtig und schwierig wie diskriminierungsstrukturen tief, langlebig und grundsätzlich sind. diskriminierungskritisches handeln ist immer ein suchen und versuchen, ist nicht abschließbar, nie fertig, ein prozess und die offenheit und der wunsch, veränderungen zu ver_suchen.
für den verlag heißt dies, auf vielen miteinander verschränkten ebenen zu handeln. das umfasst u.a. die fragen: welche bücher bringt der verlag heraus? welche personen übersetzen die bücher? welche sprachformen benutzt der verlag in den übersetzungen? wie werden cover gestaltet? welche zielgruppen spricht der verlag an?
der verlag versucht, im miteinander und gegenseitigen wahrnehmen neue formen von zusammenarbeiten zu schaffen – nicht gegeneinander, ohne gut-böse- und richtig-falsch-schemata, sondern mit dem wunsch nach kontakt, der möglichkeit verletzungen und diskriminierungen anwesend zu machen und miteinander neue umgangs- und handlungsformen zu finden – in einer gesellschaft, in der es nicht das perfekte handeln gibt, sondern immer nur ein probieren und einen wunsch danach.
teil des verlagsprojekts ist es also, nicht nur bücher herauszubringen und zu verbreiten, sondern auch miteinander zu lernen, miteinander zu kommunizieren in wertschätzender und respektvoller weise.

warum verwendet der verlag unkonventionelle sprachformen?

der verlag arbeitet kreativ mit sprache und experimentiert mit sprachhandlungen. Denn sprachhandeln ist stark durch gesellschaftliche normen und bestehende machtverhältnisse bestimmt. über das eigene schreiben_sprechen werden diese immer wieder abgebildet und re_produziert. sprache selbst zu verändern, bedeutet daher, sich diese aktiv (wieder) anzueignen. der verlag versteht dies als eine möglichkeit, gegen strukturelle gewalt zu arbeiten.
dabei gibt es vielfältige ansätze, sprache zu verändern.
wenn es um personen geht, versucht der verlag verschiedene, teilweise neue wortformen zu verwenden, viele davon mit sternchen: aut*orin, les*erin. dadurch sollen vorstellungen, es gäbe nur frauen und männer, herausgefordert werden und trans-personen, non-binäre, agender und genderqueere personen auch wörtlich, buchstäblich raum bekommen. die wortformen, die sich in den herausgaben des verlags finden, um auf personen allgemein bezug zu nehmen, können sich je nach thema und gruppe unterscheiden. so finden sich les*erinnen neben leseri_nnen neben lesecs neben personen, die lesen und weitere neue kreative formen.