Tag: rezension

Regina Scheer: Bittere Brunnen

Regina Scheer: Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution Regina Scheer ist mir als Romanautorin sehr gut bekannt. Ihre Romane Machandel und Gott wohnt im Wedding schätze ich sehr, schildern sie doch große Geschichte an ganz konkreten menschlichen Schicksalen. Ähnlich verhält es sich auch mit Bittere Brunnen – dem Buch, mit dem Regina Scheer dieses Jahr den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse gewonnen hat. Regina Scheer schildert in dem Buch das Leben von Hertha Gordon-Walcher, die sie persönlich kannte: sie war eine Freundin der Mutter und des Lebenspartners der Mutter. Sie gehörte zu den wenigen Bekannten, die Regina...

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Shida Bazyar: Drei Kameradinnen

Shida Bazyar: Drei Kameradinnen Drei junge Frauen, ungefähr Mitte 20, zwischen Aufbildung/Studium und beginnenden Karrieren (oder Nicht-Karrieren), treffen sich für ein paar Tage. Sie sind alle drei auf der Hochzeit einer früheren Bekannten eingeladen, mit der sie alle nicht mehr wirklich viel Kontakt haben. Zwei von ihnen, die Erzählerin Kasih und eine zweite Person, Hani, leben noch in der Stadt. Die dritte, Saya, lebt woanders und übernachtet nun ein paar Tage bei Kasih. Kasih schreibt sich ihre gemeinsame und getrennte Geschichte, ihr Aufwachsen in einer Siedlung, ihre Bildungsgeschichten und politischen Entscheidungen, ihre Ansichten, ihre Diskussionen und ihre Umgangsweisen mit Diskriminierungen...

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Alex Marzano-Lesnevich: The Fact of a Body

Alex Marzano-Lesnevich: The Fact of a Body Eigentlich lese ich keine Thriller. Aber in einer Buchrezension fand ich das Grundsetting der Erzählung so spannend und das Wissen darum, dass Alex eine non-binäre Person ist, so stark, dass ich mich trotz Thriller-Ankündigung doch dazu entschieden habe, das Buch zu lesen. Um es direkt vorweg zu nehmen: ich habe es nicht bereut. Was auch daran liegen mag, dass ich bezweifele, dass es sich um einen Thriller handelt. Der Roman von Alex Marzano-Lesnevich diskutiert für mich eine wichtige, gesellschaftlich äußerst relevante Frage: Welche Instanzen können darüber bestimmen, welche Erzählung in der Gesellschaft von...

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Mithu M. Sanyal: Identitti

Mithu M. Sanyal: Identitti Eine Professorin in postkolonialer Theorie an der Universität Düsseldorf, die sich als PoC ausgibt und einen Kultstatus besitzt, wird als weiße Person enttarnt. Das Entsetzen ist groß. Unter anderem bei einer ihrer zentralen Schülerinnen – Nivedita -, die als PoC mit einem indischen Vater potentiell ähnliche Diskriminierungserfahrungen gemacht hat wie ihre gerade 'enttarnte' Professorin mit Namen Saraswati. Nivedita, die durch Saraswati die eigene diskriminierte Situation analysieren und verstehen gelernt hat, die die Komplexität von intersektionalen Diskriminierungen von Gender und Race für sich selbst aber auch für die Gesellschaft angefangen hat, analytisch, theoretisch und persönlich zu erfassen,...

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Yaa Gyasi: Transcendent Kingdom

Yaa Gyasi: Transcendent Kingdom Den ersten Roman von Yaa Gyasi – Homegoing – habe ich geliebt – und denke noch heute viel an ihn – an die Weise wie die Verbindung und Verstrickung von Leben über viele Generationen hinweg hier so deutlich aufgezeigt wird – die Rolle, die Kolonialismus und Versklavung im Leben von Menschen und ihren Nachkommen über mehrere hundert Jahre spielt, die Lebensmöglichkeiten, die dadurch gewaltvoll vorgegeben sind und die Lebensentscheidungen, die dadurch geprägt sind, ob sie es bewusst wissen oder nicht. 'Homegoing' ist in vieler Hinsicht ein grandioser Roman, ein Roman, den ich immer wieder zu lesen...

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Rezension „Zeit des Schattens“

Magda Birkmann hat in ihrem Newsletter Magda liest. Und liest Und liest. vom 10. Februar 2021 eine Rezension zu Léonora Mianos Roman Zeit des Schattens veröffentlicht. Zeit des Schattens ist 2020 als erste deutsche Übersetzung der Werke von Léonora Miano bei w_orten & meer erschienen. Magda Birkmann ist tagsüber Buchhändlerin in Berlin und 24/7 Buchempfehlerin auf Twitter. Die Leseerfahrung von Zeit des Schattens fasst Magda so zusammen: "Ich hatte schon lange keine so intensive Leseerfahrung mehr, die vor allem meinen gewohnten westlichen, weißen Blickwinkel so sehr auf den Kopf gestellt hat wie dieses Buch. Es bringt den grausamen Schnitt in...

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Monika Held: Der Schrecken verliert sich vor Ort

Buchcover Der Schrecken verliert sich vor Ort

Monika Held: Der Schrecken verliert sich vor Ort Lena, Dolmetscherin im Auschwitz-Prozess und Heiner, ehemaliger KZ-Insasse und Zeuge in diesem Prozess lernen sich vor dem Gerichtssaal kennen und beginnen eine Liebesbeziehung. Diese Beziehung wird in dem Roman über 30 Jahre begleitet in ihrem Versuchen, sich selbst und die andere Person zu verstehen, das eigene Leben, die Erinnerung, die Kontakte und das, was es mit Heiner macht, Auschwitz überlebt zu haben. Der Roman beginnt also jenseits des konkreten Schreckens von Auschwitz während des Zweiten Weltkriegs damit, wie eine Person diesen persönlich erlebten Schrecken nach dem Ende des Krieges überlebt, wie sie...

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Buchempfehlungen aus 2020

Ihr seid auf der Suche nach neuem Lesestoff? Auf der Website des Berliner Buchladens Zabriskie findet ihr Empfehlungen und Kurzrezensionen für spannende Bücher, die 2020 erschienen sind. Dabei sind u.a. Empfehlungen für zwei Bücher, zu denen in unserem Bücher_Blog bereits längere Rezensionen veröffentlicht sind („Ceremony“ von Leslie Marmon Silko und „Im Fallen lernt die Feder fliegen“ von Usama al Shahamani). Auf der Zabriskie-Website findet ihr außerdem kurze Rezensionen von Lann Hornscheidt zu diesen Büchern: „The Force of Nonviolence“ von Judith Butler, Verso Books 2020 „Braiding Sweetgrass“ von Robin Wall Kimmerer, Milkweed Editions 2013 „Sacred Instructions“ von Sherri Mitchell, North Atlantic Books 2018...

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noch mehr Buchempfehlungen aus 2020

noch mehr Buchempfehlungen aus 2020 Noch mehr Empfehlungen für spannende Bücher, die 2020 erschienen sind, findet ihr auf der Website des Berliner Buchladens Zabriskie. Neben den Empfehlungen für zwei Bücher, zu denen im Bücher_Blog bereits Rezensionen veröffentlicht sind („Ceremony“ von Leslie Marmon Silko und „Im Fallen lernt die Feder fliegen“ von Usama al Shahamani), findet ihr dort außerdem kurze Rezensionen von Lann Hornscheidt zu diesen Büchern: „The Force of Nonviolence“ von Judith Butler, Verso Books 2020 „Braiding Sweetgrass“ von Robin Wall Kimmerer, Milkweed Editions 2013 „Sacred Instructions“ von Sherri Mitchell, North Atlantic Books 2018 (deutsche Übersetzung "Aktivismus heißt Verbindung", 2020...

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Brit Bennett: Die verschwindende Hälfte

Brit Bennett: Die verschwindende Hälfte Ein sehr rund erzähltes Buch, beginnend mit dem Aufwachsen der Zwillinge Desiree und Stella in Mallard, einer Kleinstadt im Süden der USA in den 60er Jahren. Mallard ist eine Stadt, in der Schwarze Menschen in Zeiten rassistischer Segregation leben. Die Schwarzen in Mallard sind hellhäutig, sehen teilweise weiß aus (für weiße Blicke) und einzelne können daher in weißen Kontexten als weiß passen. Die Zwillinge sind unzertrennlich. Mit 16 laufen sie weg von zu Hause, ihr Vater gelyncht, als sie kleine Kinder waren, die Mutter zu ewigem schlecht bezahltem Putzen in reichen weißen Familien verurteilt, und...

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