Silence und Dekolonisierung
Silence – ironischerweise kaum wörtlich übersetzbar – wird als Stille und Schweigen, als nicht reden dürfen und redend nicht verstanden werden, in diesem Sammelband behandelt. Hier kommen Essays, Briefe und Gedichte zu Silence in (post-)kolonialen Räumen zusammen. Das Buch begleitet uns zu verschiedenen Orten und Kontexten, an Hochschulen in Deutschland, Seminare in Österreich, politische Kunstszenen in Äthiopien und Schulklassen in Kenia.
Aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen die Autor_innen von den Momenten, in denen die wahrgenommene Unterdrückung/Diskriminierung anwesend, aber unartikulierbar war; von der Wahrnehmung von Machtstrukturen, die wir schon als junge Menschen hatten, ohne dass jemals (offen) darüber gesprochen worden wäre; von den rassistisch_sexistisch beladenen Gesprächen im Unterrichtsraum, in denen wir unsere Stille als ermächtigend wahrgenommen haben.
Reden über Schweigen: das Unausgesprochene aussprechen.
Allgegenwärtige Machtdynamiken schaffen ein Schweigen, sodass die Gewalt nicht angesprochen und Rassismus nicht thematisiert werden kann. Die Auswirkungen kolonialistischer Strukturen in der Bildung bleiben unwahrnehmbar. Kollektive Erfahrungen werden individualisiert und delegitimiert. Dieses Buch fragt:
Welches Wissen liegt in der Stille?
Können empowernde Strategien aus Schweigen hervorgehen?
Kann Silence auf ein Jenseits unterdrückender Strukturen verweisen?
Und wann bedeutet Schweigen Kompliz_innenschaft mit Unterdrückungsmechanismen?
Wann schweige ich? Und warum?
Emily Ngubia Kessé
Emily Ngubia Kessé hat bisher unter anderem an der Humboldt-Universität zu Berlin geforscht und unterrichtet und hat am Schwarzen Literatur- und Medien-Archiv EOTO e.V. mitgewirkt. Als promovierte Neurowissenschaftlerin mit soziopolitischem Fokus arbeitet Emily Ngubia innerhalb und außerhalb der Universität gegen rassistische_sexistische Praxen der Wissens- und Geschichtsherstellung.
Sie hat an zahlreichen Diskussionen über institutionelle Veränderungen an deutschsprachigen Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen. Besonders wichtig ist es ihr dabei, junge Schwarze und Student_innen of Color in ihrer akademischen Laufbahn zu empowern.
„[Die Beiträge] haben etwas in mir berührt, was lange still und klein gehalten wurde. Und so geht es nicht nur mir, sondern vielen Menschen mit marginalisierten Perspektiven.“
– @amari_ani_
„Insgesamt bietet Kessés Werk nicht nur eine kritische Analyse der bestehendenMachtverhältnisse, sondern auch einen inspirierenden Aufruf zur Auseinandersetzung mit den stillen Kämpfen, die oft übersehen werden. Es ermutigt dazu, die eigene Stimme zuerhaben und die Stimmen derjenigen zu hören, die in sozialen und politischen Diskursen oft zum Schweigen gebracht werden. Somit wird Stille Macht nicht nur zu einem wichtigen Beitrag zur feministischen und postkolonialen Theorie, sondern auch zu einem Richtungsweisenden Werk für diejenigen, die sich für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in einer pluralistischen Gesellschaft einsetzen.“
– denktraeume.de
09/2024 | Rezension auf denktraeume.de
07/2024 | Rezension von @amari_ani (Instagram)
10/2020 | Rezension auf @education.for.us (Instagram)
Audio & Video
10/06/2022 | Dr. Emily Ngubia Kessé bei der Veranstaltung Afropean Future / Afropäische Zukunft