Eine Grenze bewohnen – Erinnerung dekolonisieren
Mit diesen vier wichtigen Essays wird die Wissensproduktion Léonora Mianos erstmals einem deutschsprachigen Publikum zugänglich.
Der in ihrem gesamten Werk zentrale Begriff Afropea wird hier anschaulich vermittelt: eine Form hybrider Identität als Chance für mehr Sichtbarkeit und Selbstbestimmung afropäischer Menschen in Europa. Dem neokolonial motivierten Projekt der Francophonie stellt sie ihr Konzept der Afrophonie entgegen. Dies betont die performative Dimension von Sprechen und Schreiben. Bald ironisch, bald poetisch und immer eindringlich und exemplarisch formuliert sie ihre radikale Perspektive auf das kolonial geprägte Narrativ der transatlantischen Versklavung und Rassifizierung.
Auf intelligente und einfühlsame Weise beschreibt Léonora Miano einen Ausweg aus kolonialen Konstrukten wie Schuld und Kollaboration. Ihrer Vision von Erinnerungsarbeit legt sie eine einzigartige Form humanistisch begründeter Universalität zugrunde. Die Essays sind eine starke Stimme in der Aneignung postkolonialer Erinnerung aus der Perspektive Subsahara-Afrikas und der Diaspora.
Für welche Personen ist das Buch zu empfehlen?
• Für Menschen, die eine wichtige Stimme weiblicher antirassistisch positionierter Wissensproduktion zu Postkolonialismus kennenlernen möchten.
• Für alle, die sich mit Identitätspolitiken in Zeiten von Globalisierung und Post- sowie Neokolonialität auseinandersetzen wollen.
Léonora Miano
Léonora Miano ist eine vielfach ausgezeichnete, wichtige postkoloniale französische Stimme, die mit dem vorliegenden Band nun erstmals auch auf Deutsch zugänglich wird. Ihr Werk besteht aus mehr als 15 Romanen, Theaterstücken und Essaybänden, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Unter anderem mit dem Goncourt des lycéens (2006) und dem Prix Seligmann (2012). Für den ebenfalls bei w_orten & meer auf Deutsch erschienenen Roman La Saison de l’ombre (Zeit des Schattens) wurde ihr der renommierte Prix Fémina verliehen. Zuletzt war sie mit ihrem jüngsten Werk Impératrice Rouge, einer starken afrikanischen Utopie, für den Prix Goncourt nominiert.
Léonora Miano ist in Douala (Kamerun) geboren, lebte seit 1991 in Frankreich und wohnt heute in Togo.
Über_setzung
Lisa Wegener ist Übersetzerin, Herausgeberin, Kuratorin und Tänzerin. Sie arbeitet als freie Übersetzerin, Übertitlerin und Lektorin für die Sprachen Englisch, Französisch, Niederländisch, Deutsch.
„Dieser Band ist für alle interessant, die sich mit Rassismus und Kolonialisierung diskursiv und damit dekonstruierend auseinandersetzen wollen. Mit dieser diskursiven Dekolonialisierung könnte auch eine neue Perspektive auf aktuelle politische Ereignisse und Diskussionen aufgemacht werden, die nicht zuletzt unseren Blick auf gegenwärtige Migrationsbewegungen erweitern würde.“
– Susanne Schweiger / Weiberdiwan Herbst 2023
04/2021 | Online-Lesung & Gespräch organisiert vom Centrum Frankreich | Frankophonie (CFF) der TU Dresden. Die Mitschnitte der Veranstaltung können hier nachgehört und angeschaut werden: click